Als ich das Gemeindehaus an einem Dienstagnachmittag bei hochsommerlicher Temperatur von 35°C betrat, staunte ich, dass sich trotz der Hitze neun ältere Damen versammelt hatten. Wöchentlich trifft man sich in dieser Runde zum aktiven Beisammensein. Einige hatten die Stricksachen schon ausgepackt, andere sichteten die Spenden, die in letzter Zeit abgegeben wurden: Wolle, die verteilt oder als Vorrat aufbewahrt wird und Kurzwaren aller Art. Bei Mechthild von Czettritz und Neuhaus laufen alle Fäden zusammen. Für sie ist der Kreis der Frauen und ihre gemeinsamen Projekte eine Herzensangelegenheit. Ich erfahre, dass es während der Treffen um Gemeinschaft und den Nachschub an Arbeitsmaterial geht. Denn das meiste wird zu Hause gefertigt. Im Moment sind das vor allem Decken, aber auch Socken und Kleidungsstücke. Ein hübsch bestickter roter Kinderpullover kann an diesem Tag im Vorratskarton verpackt werden. Vieles ging bereits nach Afrika, Serbien, in die Ukraine und seit Jahren auch nach Afghanistan. Angerührt von Soraya Alekozeis Schicksal, die als Dolmetscherin deutscher Soldaten in ihrem Heimatland ein Sprengstoffattentat schwerstverletzt überlebte, schickten die Frauen immer wieder Pakete in das von ihr gegründete Waisenhaus. Zur Zeit unterstützen sie Wali Nawabi, der nach seiner Ausbildung in Deutschland in Kabul eine Orthopädie-Werkstatt betreibt. Die warmen Sachen sind für Rollstuhlfahrer während der kalten Winter besonders wichtig. Benötigt werden zudem immer wieder folgende Sachspenden: Rollstühle, Rollatoren, Gehhilfen, Bandagen u.ä., die in Kirche oder Gemeindehaus abgestellt werden können. Empor e.V. aus München kümmert sich dann um Kontakt und Transport (www.afghanempor.com).
Ursprünglich gegründet wurde der Handarbeitskreis zur Unterstützung der Orgelrestaurierung in der Friedenskirche und in Eckarts. Die Strickwaren wurden auf einem Basar beim jährlichen Gemeindefest verkauft. Mit dem Erlös konnte die Abzahlung der Kredite finanziell unterstützt werden. Interessenten haben aber auch jetzt die Möglichkeit, dienstags ab 14:00 Uhr die selbst gefertigten Artikel zu erwerben! Die Einnahmen werden zu 100% in soziale Projekte investiert!
Als ich nach fast drei Stunden die Gruppe verlasse, bin ich beeindruckt von den emsigen Frauen und ihrer Fingerfertigkeit. Ich muss an das Jesuswort denken: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern (und Schwestern), das habt ihr mir getan.“
Anne Perlick