„Was wäre, wenn?“ Spielerisch leitete Pfarrer Gerd Kirchner ein Gedankenexperiment zu dieser Frage an. „Was wäre, wenn hier im Altlandkreis Bad Brückenau plötzlich statt fünf nur noch eine Pfarrperson wäre? Wie könnten die Kirchengemeinden vor Ort möglichst lebendig bleiben?“
Im Juli trafen sich zum zweiten Mal in dieser Zusammensetzung die Kirchenvorstände aus der ganzen Region und die fünf Pfarrpersonen im Sportheim von Detter. Mit eindringlichen Worten schilderten Gerd Kirchner und Pfarrerin Barbara Weichert zu Beginn die Situation in unserem Nachbardekanat Neustadt an der Saale. Dort hat sich in den letzten zwei Jahren die Lage dramatisch zugespitzt, viele Stellen sind vakant und können derzeit nicht besetzt werden. Eine bleierne Schwere hat sich auf die Kirchengemeinden gelegt, die von der Entwicklung mancherorts überrascht wurden. Eine solche Situation soll im Altlandkreis Bad Brückenau unbedingt verhindert werden, selbst wenn Pfarrstellen eine Zeitlang unbesetzt bleiben würden.
So kam Gerd Kirchner zum Zuge und leitete das Gedankenexperiment an: eine Pfarrperson für Bad Brückenau, Detter, Eckarts, Geroda, Heiligkreuz, Weißenbach, Wildflecken und Zeitlofs. Und jetzt?
Die anwesenden Kirchenvorstände diskutieren, überlegten und rangen miteinander zu verschiedenen Fragen:
1. Was ist in unseren Kirchengemeinden ganz und gar unverzichtbar?
2. Was könnte in einer Ausnahmesituation gegebenenfalls wegfallen?
3. Was könnten einzelne Gemeinden miteinander stemmen?
Das Ergebnis ist beeindruckend. Zum einen gibt es an vielen Stellen schon übergemeindliche Kooperationen: ein gemeinsamer Predigtplan, ein Konfi-Kurs für mehrere Gemeinden sowie dieser Gemeindebrief, um nur ein paar zu nennen. Zum anderen zeigte sich, dass viele Kirchenvorstände sehr offen sind für eine vertiefte Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen: Kindergottesdienste, Kinderaktionstage, SeniorInnen-Arbeit, besondere Gottesdienste, ein gemeinsames (zentrales) Pfarrbüro. All dies müsste nicht unterm eigenen Kirchturm Platz finden, hier ist es gut möglich über die Kirchturmspitze hinauszudenken.
Andere Dinge sind verständlicherweise eng mit der eigenen Kirchengemeinde verknüpft: dass Festgottesdienste vor Ort gefeiert werden können, dass Kirchengebäude erhalten und Kasualien in den eigenen Kirchen gefeiert werden.
Es war ermutigend für alle Anwesenden, dass unter der Rubrik „muss wegfallen“ am Ende nicht viel übrigblieb. Das meiste, da waren sich alle einig, können die Gemeinden miteinander auf die Beine stellen. Vielleicht nicht mehr in jedem Ort, nicht mehr unter jeder Kirchturmspitze, aber mit der deutlich ausgesprochenen Einladung an alle jederzeit willkommen zu sein.
Das kleine Gedankenexperiment hat einen vorsichtigen Blick in die Zukunft gewagt. Keine bleierne Schwere war spürbar und auch keine Angst vor dem, was vielleicht sein könnte. sondern im Gegenteil: Freude am Miteinander, Mut nach vorne zu schauen und eine gesunde Portion Optimismus waren die Ergebnisse des Experiments und prägten den gesamten Abend.