Liebe Leserin, lieber Leser,
alle Jahre wieder kommt sie für mich überraschend schnell: die Adventszeit. Ehe ich mich versehe, sind es nur noch vier Wochen bis Weihnachten. Dabei fühlt sich die warme Oktobersonne noch so nah an. Jetzt sind die Tage dunkel und kurz, oft geprägt durch Termindruck und eine gewisse Hektik: Habe ich schon alle Geschenke?
Ehrlich gesagt liebe ich die Adventszeit. So eine Dichte schöner und vielfältiger Traditionen, so viele intensive Kindheitserinnerungen, so eine Fülle, ja ein Schatz an Bräuchen, die den Alltag versüßen. Ich backe etwa für mein Leben gerne Plätzchen. Schon als Kind war das so. Wir drei Kinder konnten es kaum erwarten verschiedene Sorten vorzubereiten und dann Schritt für Schritt dafür zu sorgen, dass sich der Duft, der aus dem Backofen kam, im ganzen Haus verteilte. In mir breitet sich auch heute noch Advents- und Weihnachtsstimmung aus, wenn ich frisch gebackene Plätzchen rieche. Natürlich esse ich die Plätzchen auch mit großer Begeisterung.
Ich mag noch deutlich mehr Dinge am Advent, vieles davon seit meiner Kindheit: von Adventskalender, über -kranz hin zu den tollen Liedern. „Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem!“ All das bereitet mich wunderbar auf Weihnachten vor, und darum geht es ja auch im Advent: Um die Vorbereitung auf Weihnachten. Dass wir bereit sind für Gottes Kommen in diese Welt.
Am meisten hat mir als Kind dabei unsere Krippe geholfen. Meine Eltern haben eine mit stabilen Holzfiguren, gut zum Spielen geeignet. An jedem Adventssonntag kamen weitere Figuren dazu. Zuerst waren am Stall nur ein Hirte und seine Schafe, am nächsten Sonntag kamen Maria und Josef dazu, dann weitere Hirten, schließlich die drei Weisen aus dem Morgenland. Und an Heiligabend wurde das Jesuskind in die Krippe gelegt. Kurz vor der Bescherung und ohne, dass wir das gemerkt haben. Unser erster Gang war in vielen Jahren zur Krippe, um zu schauen, ob das Jesuskind auch angekommen ist. Es gab kein Jahr, in dem wir enttäuscht wurden. Alle Figuren waren zum Jesuskind hin ausgerichtet und da lag es, friedlich und in Windeln gewickelt. In diesem Moment war für mich Weihnachten. Alle waren beim Jesuskind versammelt und sie waren alle willkommen.
Für mich ist das besonders wichtig. Bei Jesus sind alle Menschen willkommen. Die armen Hirten genauso wie die reichen Weisen. In der Krippe meiner Eltern waren immer auch die Tiere willkommen. Darüber hinaus aber auch andere meiner Spielsachen, die ich in manchen Jahren in die Krippe integrierte. Meine Spielzeugautos warteten ebenso auf das Jesuskind wie die Dinosaurier, allen voran der große Tyrannosaurus Rex. Und wenn Jesus dann in ihre Mitte kam, waren sie ihm willkommen.
„Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird!“ So wird Jesus in der Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium angekündigt. Ich freue mich darauf. Auf die Vorbereitungszeit im Advent. Ich freue mich auf den Moment, wenn ich auch in diesem Jahr bei meinen Eltern zur Krippe gehe und dort liegt das Jesuskind. Alle anderen Figuren stehen darum herum und haben ihn schon erwartet. Und sie sind alle willkommen. Die Hirten wie die Weisen, die Schafe genauso wie die Elefanten, die Dinosaurier genauso wie ich. Ich bin auch willkommen. Und dann, da bin ich sicher, spätestens dann ist für mich Weihnachten.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete und besinnliche Adventszeit, in der Sie sich auf Weihnachten vorbereiten können, mit allem, was für Sie so dazu gehört.
Ihr Pfarrer Niels Hönerlage
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